„Wenn ich die Brücke hinter mir gelassen habe, bin ich zu Hause.“
Jürgen Diehl

Der Begriff Sauerland wurde erstmals 1266 als Beiname des Zeugen Wesselo de Suderlande erwähnt.
Im Westfälischen fand ab dem 13. Jahrhundert ein Schwund des intervokalischen d statt, sodass aus Suderlande allmählich Suerland wurde. Sozial höher gestellte Schichten hielten am d fest; entsprechend finden sich Schreibweisen mit d in von Kanzleien und Schreibstuben verfassten Dokumenten. Vermutlich unter dem Einfluss der aus den Niederlanden beziehungsweise von der Nordseeküste vordringenden Form süd für sud setzte sich in gelehrten Kreisen die Bezeichnung Süderland durch. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verlor die mittelniederdeutsche Schriftsprache an Bedeutung und wurde durch das Hochdeutsche ersetzt. Daraufhin wurde die Bezeichnung des Sauerlands an das Hochdeutsche angeglichen: Der lange Vokal u wurde zu au diphthongiert, sodass die Namensform Sauerland entstand.
In Finnentrop ist dunkel,
in Küntrop noch viel mehr.
In Hundesossen wird auf Touristen geschossen,
und trotzdem kommen jedes Jahr mehr.
Der Ursprung des Landschaftsnamens Sauerland reicht in vorterritorale Zeit zurück; er ist vermutlich im 12. Jahrhundert aufgekommen. Im Spätmittelalter bezeichnete er die Landstriche südlich und nördlich der mittleren und unteren Lennen, in der frühen Neuzeit dehnte er sich auf das südwestfälische Gebirgsland südlich der Haar und des Hellwegs aus; ausgeschlossen waren das Sieger- und das Wittgensteiner Land. Territorial war das Gebiet in die protestantische Grafschaft Mark und das katholische Herzogtum Westfalen gespalten; beide Herrschaften umfassten auch Gebiete außerhalb des Sauerlands. Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt Westfalen, und hier insbesondere das Sauerland, zunehmend einen schlechten Ruf. Vor allem das kurkölnische Sauerland galt als rückständig und arm. Ab dem 19. Jahrhundert ließ deshalb die Bindung an den Begriff nach; im industriell aufstrebenden märkischen Sauerland wurde die Bezeichnung Süderland bevorzugt.
In Winterberg lebt ein Gartenzwerg,
der ging sich in Züschen einen zischen.
Er hat sich verlaufen nach Schmallenberg,
das ist ganz schön weit für’n vollen Zwerg.
Das Bild des Sauerlands änderte sich mit der Romantik. Levon Schückings unter dem Einfluss Anette von Droste-Hülshoffs entstandenes Reisebuch war das erste, das das Sauerland positiv beschrieb. Trotzdem bewog er Friedrich Wilhelm Grimme, eine Verteidigungsschrift für das Sauerland zu verfassen. Grimmes Schrift hatte entscheidenden Einfluss auf das Sauerlandbild. Mit Karl Kneebuschs Reiseführer und der Gründung des Sauerländischen Gebirgsvereins, der ab Ende des 19. Jahrhunderts ein markiertes Wanderwegsnetz schuf, setzte eine touristische Erschließung ein. Infolgedessen weitete sich der Begriff Sauerland: Er wurde im märkischen Sauerland wieder populär und dehnte sich darüber hinaus auf den Haarstrang und das Upland aus.
In Stachelau tobt die wilde Sau,
da kommen alle Bauern aus Krombach,
und nach der Feier verprügeln sich alle,
da freut man sich schon ’s ganze Jahr drauf.
Über die Bedeutung des Namens entstand im 19. Jahrhundert ein Etymologiestreit. Auch wenn es viele Erklärungsansätze gab, bildeten sich zwei Parteien heraus: Die eine interpretierte den Begriff unter verschiedenen Herleitungen als südliches Land, die andere unter Verweis auf die niederdeutsche Namensform als beschwerliches Land.Der Streit wurde emotional geführtund war verquickt mit der Frage, ob der kurkölnische oder der märkische Teil das „wahre“ Sauerland darstelle. Heute hat sich die Etymologie als südliches Land durchgesetzt. Gemutmaßt wird über eine Bedeutung im Sinne von südlich der westfälischen Zentren Dortmund, Soest und Münster.
In einer Baracke in Kalberschnacke,
da übt die Kapelle der Feuerwehr.
Sie machen viele Stunden Radetzkimarsch
und fünf Kisten Warsteiner leer.
Trotz der ohnehin freien Grenzziehung, die allen Regionen eigen ist, und des stetigen Bedeutungswandels des Begriffs Sauerland gab und gibt es Bemühungen, das Gebiet des Sauerlands enger zu umreißen. Diese Grenzziehungen haben alle das Problem, dass dem Sauerland die kultur- oder naturräumliche Einheit fehlt. Geografisch gehört es zum Südbergland, einem Teil des Rheinischen Schiefergebirges;kulturell ist das Sauerland in den märkischen und den kurkölnischen Teil gespalten.
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,
begrabt mich mal am Lennestrand.
Wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen.
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,
vergrabt mein Herz im Lennesand,
wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind.
Obzwar das Sauerland eine Hymne hat, ist es kein Staat. Im Grunde seines Wesens lebt der Neheimer in einem ortlosen Exil.
Die Single Sauerland der Band Zoff erschien 1983 bei Jupiter Records. Sie ist inzwischen ein begehrtes Sammlerstück.