Wohlstandsverwahrlosung

Einmal tief durchatmen und eine Resignationsübung vollziehen.

Der materielle Überschuss trifft auf eine emotionale Untervorsorgung.

Nirgendwo lässt sich die zerebrale Verwahrlosung einiger Neheimer besser beobachten, als im Umfeld dieser Altkleidercontainer. Die Aufforderung Kleider und Schuhe zu „spenden“, regt Leute allen Anschein nach auch dazu an, das Umfeld in eine wilde Müllkippe zu verwandeln. Zu beobachten ist eine Verkommenheit im Sinne eines sozial schädlichen und vorwiegend moralisch-ethischen Abweichens von einer natürlichen Lebensform. Das Leben im Sauerland lässt sich als Parabel über die Unmöglichkeit lesen, menschliches Bewusstsein zu verstehen, als ein Gleichnis von der Inkommensurabilität des Individuellen, das in keiner Interpretation mehr vollständig aufgeht. Zu betrachten ist eine Entfremdung, in dem sich Körper und Geist schon seit so einigen Jahren in der modernen Gesellschaft befinden. Es ist eine Verkommenheit im Sinne eines sozial schädlichen und vorwiegend moralisch-ethischen Abweichens von einer natürlichen Lebensform. Niemand möchte so leben und jeder sieht gleichgültig über diese Zeichen hinweg.

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Reich ohne Geld, CD mit „Dschäzzz“ von Eva Kurowski, roofmusic, Bochum, 2001

Photo: Helge Schneider

Weiterführend → Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge, produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. In der Reihe Gossenhefte zeigt sich, was passiert, wenn sich literarischer Bodensatz und die Reflexionsmöglichkeiten von populärkulturellen Tugenden nahe genug kommen. Der Essay Perlen des Trash stellt diese Reihe ausführlich vor. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp.