Süsser die Kassen nie klingeln

„Unser Dorf soll schöner werden!“, stachelte ein von der Bauindustrie lanciertes Motto, das Streben der Bürgermeister im Hinteland an, ihre Innenstädte in eine Kuckucksuhr zu verwandeln. Im Gegensatz dazu ist Neheim in der Postmoderne angekommen. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

„Das Leben ist in Farbe, aber SchwarzWeiß ist realistischer.“ (Samuel Fuller)

In der Weihnachtszeit erwartet die Kunden in der Einkaufsstadt eine freundliche Indifferenz. Das Leben in der Fussgängerzone pendelt zwischen Lakonie und Melancholie, die Menschen leben in einer Beiläufigkeit in der sich ihre Einzelschicksale eher zufällig verknüpfen. Die leere Mitte der Stadt gibt ihnen die Möglichkeit einander aus dem Weg zu gehen. Die Welt den Konsums hat eine Vereinzelung zur Folge, es kommt in der Fußgängerzone zur Entzweiung zwischen Ich und Welt.

Die Konsummeile von Neheim ist keine Wunschmaschine. Man begegnet Menschen, die zur Wahrnehmung verdammt sind, weil sie sich nicht das leisten können, von dem sie glauben, dass es ihnen zusteht. Die meisten Konsumenten leiden in der Fussgängerzone unter Veränderungserschöpfung. Sie sind Zuschauer in ihrem eigenen Leben und zum Wahrnehmen verdammt… Angst, Gefahr und Schmerz werden zu fixen Bestandteilen ihrer Existenz.

Die meisten Verbraucher sind dem schonungslosen Umgang mit der innerstädtischen Möblierung und sich selbst ausgeliefert, sie führen ein fremdbestimmtes, von den elektronischen Medien aufgezwungenes Leben. Dabei bleiben sie Gefangene in einer notorisch dinghaften Weltkonzeption.

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Weiterführend → Eine Erinnerung an die Weihnachtskugel von 1968.