Zeitkritische Interventionen

„So sitze ich denn einmal mehr im Arbeitszimmer am Schreibtisch, genieße den Ausblick aus der architektonisch eigenwillig gestalteten Fenstergaube und denke für einen Augenblick darüber nach, ob die mit dem vorherigen Attribut gestaltete Architektur durchaus mit der bei mir vermuteten Eigenwilligkeit meiner Person korrespondiert. In dieser Wahrnehmung fühle ich mich für diesen bemerkten Augenblick wohl…..“

Peter Meilchen

Postmoderne Architektur oder eine Startrampe für intergalaktische Reisen?

Das Paralleluniversum 5760 Neheim ist eigentlich eine Welt wie die unsere, nur mit kleinen Unterschieden. Von jedem Menschen gibt es ebenso eine andere Version wie auch von jeder Katze… hier finden entschleunigte Entwicklungsprozesse statt… Alltagshandlungen geraten zu unberechenbaren Abenteuern, die einen ständigen Wechsel zwischen ernsthaften Gedanken, lapidaren Überlegungen und dem Versuch die Konversationssplitter „am Ende des Tages“ doch noch zu einem sinnvollen Ganzen zu fügen…

Zuweilen hat es den Anschein, als befinden sich die Bewohner in hinterlistigen Handlungen… die Natural Born Neheimer sind an einer „Transformationsschwelle“ angelangt. Es stellt sich für sie die Frage, ab die Epoche der Postmoderne eine der „Erkenntniskrise“ oder der „Erkenntnisskepsis“ ist. Autosoziobiographisches Erzählen ermöglicht ihnen, die Erlaubnis die Position des reinen Beobachters verlassen… oftmals sind die Momentaufnahmen ergänzend, manchmal spezifizierend, zum Teil erzählen sie aber auch vollkommen losgelöste Geschichten… um die eigene Biografie mit dem Weltenlauf zu verknüpfen…

Nüchterne Lebensmitschriften sind kein Ort der Selbstverklärung… eher ein Projekt der Verlangsamung… oftmals finden sich lediglich Beobachtungen; syntaktisch beschränkt, größtenteils auf einfache Hauptsätze in der Struktur: ´Subjekt-Prädikat-Objekt`, was den Gestus der Unmittelbarkeit erheblich verstärkt. Die Lesbarkeit besteht aus einem verlebendigendem Verstehen, es ist der Versuch, etwas objektives zwischen sich und die Welt zu stellen: einen Beobachter.

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Adolf Loos gilt als einer der Wegbereiter der modernen Architektur. Seine bekanteste Schrift ist der Vortrag Ornament und Verbrechen (1910). Darin wird argumentiert, dass Funktionalität und Abwesenheit von Ornamenten im Sinne menschlicher Kraftersparnis ein Zeichen hoher Kulturentwicklung seien und dass der moderne Mensch wirkliche Kunst allein im Sinne der Bildenden Kunst erschaffen könne. Ornamentale Verzierungen oder andere besondere künstlerische Gestaltungsversuche an einem Gebrauchsgegenstand seien eine ebenso unangemessene wie überflüssige Arbeit.

Weiterführend → ein Essay über den Wegbereiter der Moderne in Architektur und Design.

Essays lebten von der Verknüpfungskompetenz, um das Ganze des kulturellen Lebens überblicken. Zur Evolutionsgeschichte des Essays.