Das Wort Hudewesen bezieht sich in Neheim auf die Bullenhaltung
Die Arbeitsweise des Kurators wird einsichtig anhand des Hudehirten. Das Wort „Hude“ kommt nicht, wie anfangs vermutet, aus dem Suerländs-Platt, sondern aus dem Westfälischen und bezeichnet eine Hügelkuppe, auf welche Hirten ihre Schaafe und Kühe getrieben haben, daher der Begriff „Hudehirt“. Die Hude im Land der 1000 Berge ist somit mit dem Almauftrieb in den Alpen verwandt ist.

Um an die agrarische Zeit vor der industriellen Revolution zu erinnern, wurde am Gransauplatz in Neheim ein Abguss in Bronze abgestellt, der einen vermeintlich authentischen „Hudehirten“ darstellt. Der Herausgeber weigert sich dies als eine Skulptur zu bezeichnen und würde es als ´Dekoration` etikettieren.

Ähnlich dekoriert wurde in Siegen. Dort steht eine „Kuhherde mit Hirte“ Die Gruppe von 3 Kühen, 1 Hirtenhund und ein Hirte wurde vom selben Dekorateur geschaffen und bezieht sich – nach Auskunft des Kulturamtes der Stadt Siegen: „auf die Hudegemeinden die in der Altstadt ansässig waren“. Die erwähnte Dekoration in Siegen befindet sich auf dem Achenbach-Hist-Weg.

Gleichfalls gibt es eine ähnlich angeordnete Schäfergruppe in Stadtlohn (Münsterland). Standort: Alter Friedhof. Und hier gibt es die Schafe, die in Neheim wahrscheinlich aus Kostengründen geschächtet wurden;-(
Mit den Standorten Sauerland, Siegerland und Münsterland ist dies eine Westfälische Dreifaltigkeit;-)
Da dieser Artikel von einem grotesken Missverständnis handelt, warum man ´Kunst im öffentlichen Raum` benötigt, erhofft sich der Herausgeber als Trost für das seelische Leid eine Hudehirtin für ein Schäferstündchen;-)
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Schmieds Katze, von Johannes Schmidt. Edition Das Labor 2025

Im Befragen dessen, was das Heimatliche ausmacht, geht es um den Verlust der lokalen Identität. Das Sauerland ist ein affektiv besetzter Ort mit ehemals prägenden Wörtern, Dialekten, Berufsbezeichnungen, ihren Erhebungen und Abgründen, ihrem lokalen Wissen, ihren geheimen Geschichten und Überlieferungen. Diese Vertellstückskers zeigen, wie ´Autosoziobiografische Schreiben` im Hinterland betrieben wird. Im Land der 1000 Berge existieren Tiefenzeiten und Rückzugsräume. Es gibt im Sauerland noch Orte, in denen die Bürger jenseits des medialen Zerstreutseins zu Hause sind, in denen natürlichem Gegebenheiten und geschichtlichem Gewordensein sie mit anderen aufgehen können. Ähnlich wie bei Annie Ernaux steht auch für den Herausgeber Johannes Schmidt die Thematisierung von Klassismus in diesen Erzählungen im Vordergrund. Er verwandelt sich in einen Kehrichtsammler der Tatsachen, die vermeintlichen Kleinigkeiten des täglichen Provinzlebens werden in bizarre scheinenden und möglichst unterhaltsamen Geschichten festgehalten.
→ Der Herausgeber würdigte den Fotographen Martin Vanselow, dessen Streetphotography er sehr schätzt, auf KUNO. Er freut sich daher sehr auf die Zusammenarbeit für diese Online-Publikation weil Vanselow nicht nur faszinierende Bilder aus dem Alltag hervorholt, sondern weil diese Momentaufnahmen nebenher auch großartige Sozialstudien sind.
Quellenangabe: Das Foto vom Hudehirten in Stadtlohn befindet sich auf dem Cover des Katalogs „Wolfgang Kreutter. Ein Bildhauer in Westfalen“.